Eifrig, wie die Profis stellt sich ein Trupp Kinder auf. „Rückt enger zusammen, ihr seid doch Kameraden“, ruft ihnen Jessica Neumann zu. Zuvor hat sie ihnen erklärt, was zu tun ist. Nun sind die acht- und neunjährigen dran: Rollen Schläuche aus, springen über einen Wassergraben, montieren die Schläuche an den Verteiler. Rufen: „1. Rohr Wassermarsch“, kurz danach „1. Rohr Wasser halt“. Nebenan in der Fahrzeughalle erklärt Tanja Hartmann den Jüngsten, wie sie Strahler auf einem Stativ befestigen. Dann geschieht das, was nie zuvor passierte: Feueralarm. Die Piepser der Betreuer schrillen. „Hopp, hopp alles wegräumen, die Sachen aus dem Auto sofort zurück“, ruft Hartmann. Die Kinder, die nichts zu tun haben, stellen sich instinktiv an den Rand. Denis Viehl und Jan-Niklas Luckau springen die Treppe herauf, ziehen ihre Uniform an. Neumann und Hartmann kontrollieren, dass die Ausrüstung an Bord des Autos ist und behalten die Kinder im Auge, so wie es im Betreuerteam für den Ernstfall abgesprochen wurde. Der Feuerwehrnachwuchs wartet gespannt, wie es weitergeht. Einsatzkräfte rennen durch die Halle zum Auto, mit Blaulicht rückt das erste Fahrzeug aus. Derweil lotsen die beiden Feuerwehrfrauen ihre Schützlinge in den Funkraum. Hier erfahren die Kinder, dass in Ober-Mockstadt eine Hecke brennt. Nun schauen sie, wie der zweite Einsatzwagen ausrückt. Zeit für Neumann und Hartmann ihre Truppe zu loben: „Ihr habt ganz toll reagiert, alles Wichtige schnell zurückgebracht.“ Die Fragen sprudeln aus dem Feuerwehrnachwuchs heraus: „Wie lange dauert der Einsatz“, will ein Junge wissen. „So lange bis der Brand gelöscht ist“, sagt Hartmann. Beim Ausrücken kann niemand sagen, wann er zurück kommt. Neumann fragt, warum die Einsatzabteilung das LF 16 (Löschgruppenfahrzeug) mitnahm. Die Kinder rätseln, Jacob (9) weiß die Antwort: „Weil da Wasser im Tank ist.“ Neumann erklärt, warum der Gerätewagen Nachschub (GW N) noch im Hof steht. „Der ist für technische Hilfe beispielsweise bei Unfällen ausgerüstet.“ Schnell haben die beiden Frauen das Beste aus der Situation gemacht, improvisiert, erklärt. Weiter geht’s. Helme aufsetzen. Schläuche einrollen. Strahler aufbauen. „Wir üben noch mal und dann spielen wir Galgenmännchen“, kündigt Neumann an.
Bis zu 25 Kinder kommen zu den Treffen der Mini-Fire-Fighters. 20 Gruppen für die Jüngsten gibt es im ganzen Wetteraukreis. „Wir suchen immer wieder neuen Nachwuchs“, sagen Neumann und Hartmann. Das gilt auch für die Jugendfeuerwehr, deshalb werben sie in Kindergärten, den Grundschulen, veranstalten Projektwochen in der Schule. Bei einer dieser Aktionen hat auch Jana (13) mitgemacht, danach stand für sie fest: Sie macht bei der Jugendfeuerwehr mit. Sie kniet in ihrer Uniform vorm Gerätehaus und wickelt einen Schlauch auf. Eben noch hat sie ihn ausgerollt, eine Einsatzszene aufgebaut. Jeder hat seine Aufgabe: Schlauchtrupp, erster und zweiter Angriffstrupp, zwei Jungs tragem mit Atemluft-Atrappen auf dem Rücken. Marcel (14) ist der Truppführer. Er sagt, wo es langgeht, was zu tun ist. Seit fast fünf Jahren kommt er regelmäßig zur Jugendfeuerwehr – so wie rund 1800 zehn- bis 16-Jährige im ganzen Kreis. 134 Jugendfeuerwehren gibt es in der Wetterau. Jugendwart Michael Grünewald, sein Vertreter Denis Viehl und die Betreuer beobachten, wie die junge Truppe ihre Aufgabe löst. Sie sind zur Stelle, wenn es stockt. Der Angriffstrupp muss die Sicherungsleine anbinden, ehe es ins „verqualmte“ Gebäude geht. „Mit welchem Knoten?“, fragen sich die beiden Jungs. Sie probieren, knoten auf, wieder zu. Jan-Niklas Lukau zeigt ihnen die Griffe und schon können sie sich wieder an den Zimmermannsstich erinnern. „Wir bereiten uns auf die Jahresanfangsübung vor“, erklärt Neumann. Nach der Winterpause kann der Nachwuchs endlich wieder rund ums Feuerwehrhaus üben. Auch für die Jugendfeuerwehr gibt’s einen Dienstplan, den Jugendwart und Betreuer am Anfang vom Jahr aufstellen. Nach dem Plan bereiten die Florstädter ihre junge Truppe gezielt auf die anstehenden Wettbewerbe, die Wettkämpfe und die Übungen vor. „Das macht alles riesigen Spaß“, sagen Lukas (12) und Tobias (10), die an diesem Nachmittag zusammen ein Schlauchtrupp sind. „Es ist lustig hier, wir haben Spaß in der Truppe und sind ein eingespieltes Team“, erklären Kevin und Kevin (16). Der 16-jährige weiß genau, dass er im kommenden Jahr in die Einsatzabteilung wechseln wird. Darüber ist Wehrführer Neumann froh, denn nicht immer gelingt es ihm und seinem Team den Nachwuchs in der Wehr zu halten. „Viele Jugendliche sind gleichzeitig in anderen Vereinen aktiv, irgendwann funktioniert beides nicht mehr parallel, dann entscheiden sie sich für oder gegen die Feuerwehr.“
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Text und Bilder: Ines Dauernheim (freie Journalistin)